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Leseprobe RIZIN von Lothar Beutin

RIZIN - Taschenbuch von Lothar Beutin Cover  spannender Chemie-Krimi

PROLOG - RIZIN von Lothar Beutin

Montag, der 25 April 20..

Leonhard Schneider ärgerte sich, dass er um zehn Uhr abends noch ins Institut fahren musste. Aber nach dem Anruf von Tanja war er zu besorgt, um zu Hause am Kamin weiter sitzen zu bleiben. Es war Ende April, der Himmel war schon seit Stunden dunkel und Schneider fuhr über die regennassen Straßen durch die Berliner Innenstadt zu seinem Arbeitsplatz am Institut für experimentelle Epidemiologie. Als er nach einer halben Stunde das Institutsgelände erreichte, sah er nur ein paar Lichter durch die Flurfenster des vierstöckigen Laborgebäudes scheinen. Natürlich, selbst die hartnäckigsten Forscher waren inzwischen nach Hause gegangen, in den Büro- und Laborräumen war kein Licht mehr zu sehen. Der Anruf von Tanja war kurz gewesen und plötzlich abgebrochen.

„Leo? Tanja hier! Du, alles ist durcheinander und die Rizinpräparate...“, dann ertönte das Besetztzeichen.

Schneider versuchte Tanja zu Hause anzurufen, nichts! Dann ihr Handy und danach die drei Nummern in den Büro- und Laborräumen. Wieder nichts. Tanjas Handy war abgeschaltet. Er sprach eine Nachricht auf ihre Mailbox. Nach ihren Worten schien es klar, dass sie vom Institut aus angerufen hatte. Schneider wusste, dass Tanja diese Tage alle acht Stunden ins Labor kommen musste, um die Botox-Produktion in Gang zu halten. Jedenfalls wollte er zuerst zum Institut fahren und falls sie dort nicht wäre, bei ihr zu Hause vorbei. Nachdem er noch ein paar Minuten überlegt hatte, zog er seine Regenjacke an, setzte sich in sein Auto und machte sich auf den Weg.

Schneider war schon oft nachts im Institut gewesen, manchmal war das arbeitstechnisch notwendig. Jedes Mal war es eine eigenartige Stimmung, weil niemand in dem sonst so belebten Gebäude unterwegs war. Durch die Abwesenheit der Menschen waren die Geräusche der Maschinen und des ganzen Gebäudes plötzlich sehr präsent. Ein wenig unheimlich war es, wenn man allein durch die leeren Flure lief, oder im Labor arbeitete.

Als Schneider durch die Pforte des Instituts ging, saß da der Nachtwächter in dem Glaskasten, wo am Tag der Pförtner Anrufe entgegen nahm. Nachdem Schneider sich in das Besucherbuch eingetragen hatte, durchquerte er eine zweite Tür, die sich hinter der Pforte befand. Er kam in das bei Tag so helle Foyer mit dem glänzenden Marmorboden. Es lag jetzt im Halbdunkel, nur schwach erleuchtet von den roten Dioden der Lichtschalter. Schneider lief an der Marmorbüste des Institutsgründers vorbei, bis zu der Treppe, die ihn zu einer Passage führte, welche den Altbau mit dem Neubau verband. Durch die Fenster der überdachten Passage konnte man auf den nur spärlich beleuchteten Innenhof schauen. Auf der linken Seite im Erdgeschoss des Neubaus sah man die dunklen Fenster der Kantine, daneben lag der Eingang, den man nur vom Hof aus betreten konnte. Noch weiter rechts lag das Büro von Hartmann, der die Elektronenmikroskopie leitete. Dort brannte noch Licht. Von der Passage aus konnte Schneider nicht soweit in das Büro hineinschauen, um zu sehen, ob Hartmann dort noch saß. Auf dem Hof standen zwei Autos, auch das war nichts Ungewöhnliches, manche ließen ihre Wagen die ganze Nacht auf dem Gelände stehen. Vielleicht waren doch noch einige da, die jetzt arbeiteten. Als er den Durchgang überquerte, konnte er das dreistöckige Nebengebäude sehen, in dem sich die Wohnungen des Hausmeisters und der Institutsgäste befanden. Aus der Wohnung des Hausmeisters leuchteten die flackernden, kalten Strahlen eines Fernsehers durch die geschlossenen Vorhänge. Nur in einer der darüber liegenden Gästewohnungen brannte Licht.

Nachdem Leo Schneider durch den Verbindungsweg in den Neubau gelangt war, befand er sich in einem Vorraum, der mit Briefkästen für die einzelnen Arbeitsgruppen bestückt war. Wer weiter zu den Laborräumen wollte, musste durch eine Tür, die nur mit Chipkarte zu öffnen war. Das Licht an der kleinen Box wechselte von Rot nach Grün, als Schneider seine Karte davor hielt. Die Tür öffnete sich geräuschlos. Dahinter verliefen zwei dämmrige Flure strahlenförmig voneinander ab, um im rückwärtigen Teil des Gebäudes, dessen Grundriss wie ein Dreieck aufgebaut war, auf die Seiten eines dritten Flurs zu treffen. Von diesem Flur aus gelangte man in die Labore und das Büro von Schneider. Alle Wege lagen im Halbdunkel, nur spärlich erleuchtet von dem Licht, das die kleinen grünen Kästen, die die Fluchtwege anzeigten, aussandten.

Schneider hätte die Flurbeleuchtung einschalten können, aber ein besorgtes Gefühl, das sich nach dem Anruf von Tanja eingestellt hatte, hielt ihn davon ab. Er wollte seine Ankunft nicht durch deutliche Signale ankündigen. Außerdem entschied er sich, über den rechten Flur zu gehen. Eigentlich war das ein Umweg, wenn man direkt zu seinem Labor wollte. Aus der geöffneten Tür des im Innentrakt gelegenen Zentrallabors kamen brummende Maschinengeräusche. Dort standen die Ultrazentrifugen. Schneider schaute vom Flur aus in den dunklen Raum und konnte die Positionen der wuchtigen Zentrifugen an den kleinen Lämpchen, die auf ihren Konsolen in verschiedenen Farben leuchteten, schemenhaft erkennen. Ein Gerät lief pfeifend auf hohen Touren, ein auf Dauer schwer erträglicher Ton, deshalb machte man solche Zentrifugenläufe gerne nachts, wenn kaum jemand da war.

Schneider lief den Flur weiter entlang und horchte in die Dunkelheit. Manchmal hörte er ein Knacken, ein Kühlschrank sprang an, ein Ventilator sirrte, immer gab es in diesem Bau Geräusche. Als Schneider weiterging, glaubte er für einen Moment Schritte zu hören, er blieb stehen und horchte, aber da war nichts. Er gelangte bis an die Einmündung des Korridors, in dem seine Labore lagen und schaute vorsichtig um die Ecke. Niemand war zu sehen und doch blieb er angespannt mit dem Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Weiter hinten konnte er auf dem Boden etwas schemenhaft erkennen. Als er näher kam, sah er dort einen zerbrochenen Glaskolben liegen. Flüssigkeit war ausgelaufen und bedeckte die Stelle, an der Glassplitter auf dem Boden zerstreut waren.

Das musste nach sieben Uhr passiert sein, dachte Schneider, sonst hätte die Putzkolonne es noch beseitigt. Vorsichtig ging er die paar Schritte bis zur Tür des ersten Labors. Er horchte an der Tür, aber er hörte nichts. Als er sie aufschloss, lag das Labor friedlich im Halbdunkel, nur vom Licht der Straße erleuchtet. Schneider ging weiter zur Tür des benachbarten Labors; dort, wo er und Tanja gewöhnlich arbeiteten. Von diesem Labor gelangte man auch in sein Büro. Nachdem er den Schlüssel in das Schloss gesteckt hatte, ließ dieser sich unerwartet nicht drehen. Schneider erschrak. Jemand hatte das Schloss manipuliert.

Leo Schneider erinnerte sich an seinen letzten Besucher. Herr Dr. Baloda, der so plötzlich verschwunden war, nachdem er ihm vor drei Tagen im Institut seinen Besuch abgestattet hatte. Er versuchte noch einmal, den Schlüssel herumzudrehen. Als er dabei mit seiner linken Hand auf die Türklinke griff und sie hinunter drückte, flog die Tür plötzlich auf. Sie war nicht abgeschlossen gewesen! In dem Moment, als Schneider seine Hand zum Lichtschalter ausstreckte, hörte er ein Geräusch. Er verspürte noch einen Schlag auf den Kopf, der so heftig war, dass er gleich zu Boden ging.

Für einige Zeit hatte Schneider das Bewusstsein verloren. Es musste wohl so gewesen sein, sagten die Feuerwehrleute seiner Frau Louisa, nachdem sie ihn in die Erste Hilfe des nahe gelegenen Universitätsklinikums transportiert hatten. Verdacht auf Schädelverletzung. Louisa Schneider hatte die Pforte des Instituts gegen dreiundzwanzig Uhr angerufen, weil ihr Mann nicht an sein Handy ging. Der Nachtwächter hatte im Gebäude nach ihm gesucht und nachdem er Schneider bewusstlos auf dem Flurboden liegen sah, die Feuerwehr und Polizei alarmiert. Nicht weit von Schneider lagen ein paar Glasscherben. Sein Handy sei nicht auffindbar, teilte die Polizei mit. Man wäre mit der Spurensicherung befasst. Offenbar hatte ja ein Überfall stattgefunden.

Schneider war für die nächsten vierundzwanzig Stunden nicht ansprechbar. Er lag in einem Dämmerzustand auf der neurologischen Station des Universitätsklinikums, nur einen Häuserblock vom Institut entfernt. In kurzen lichten Momenten stellte er sich Fragen. Wer hatte ihn niedergeschlagen? Was war mit Tanja geschehen? Er war zu weit gegangen, hatte zu lange abgewartet und hätte Tanja nicht so tief in die Sache hineinziehen dürfen. Der zerbrochene Kolben im Flur. Tanjas Anruf! Jemand hatte die Rizinproben gesucht und Schneider konnte nicht einmal darüber reden. Zwischen Traum- und Wachzuständen liefen die Ereignisse der vergangenen Monate im Kopf von Schneider ab. Wie ein unscharfer Film, der manchmal riss und an den unmöglichsten Stellen wieder neu begann.

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